Lebensraum Weide
Glückliche Kühe, glückliches Klima?
Viele Menschen glauben, dass Kühe schlecht fürs Klima sind, denn beim Verdauen stoßen sie Methan aus – und das hat es in sich: Das Gas heizt die Erde etwa 25-mal mehr auf als Kohlenstoffdioxid (CO₂). Deshalb wird in der Werbung manchmal behauptet, Kühe seien sogar klimaschädlicher als Autos. Doch bei all diesen Statistiken wird eines oft vergessen: Ob ein Rind auf der Weide oder im Stall steht, hat eine erhebliche Auswirkung auf seine „Klimabilanz“.

„Klimakiller“ oder „Klimaschützer“?

Rinder sind Wiederkäuer und Gras ist ihre natürliche Nahrung. Sie brauchen keinen Mais und kein Soja zum Leben.

Wenn Kühe artgerecht auf der Weide gehalten werden, sind sie sogar „Klimaschützer“, denn Grasland kann viel CO2 binden – oft sogar mehr als Wälder!

Feuchte Wiesen, Almen, Steppen und Savannen gehören zu den größten Kohlenstoff-Speichern der Erde. Sie helfen also mit, Co2 aus der Luft zu binden und im Boden zu speichern.

Außerdem helfen sie, Hochwasser zu verhindern. Denn Böden mit ihren Pflanzenwurzeln speichern Wasser ähnlich wie ein Schwamm.
Alte Rinderrassen
So wie es verschiedene Pflanzensorten gibt, gibt es auch unterschiedliche Tierrassen. Eine Rasse ist eine Gruppe von Tieren, die von einer Art abstammen, aber sich durch gemeinsame (genetische) Merkmale von anderen Tieren der Art unterscheiden. Oft sind die Unterschiede bereits am Aussehen zu erkennen.
Hier sind einige Beispiele für alte Rinderrassen, die es schon es sehr lange gibt:

Ansbach-Triesdorfer Rind
aus Franken. Für ein Rind im 18. Jahrhunderte hatte es eine auffallende Größe und Stärke. Deshalb war es – neben der Milch- und Fleischproduktion – auch als Arbeitstier auf den Feldern sehr gefragt.
Glanrind
aus Rheinland-Pfalz. Es kann das ganze Jahr, mit entsprechenden Unterständen zum Schutz vor Regen und Wind, auf der Weide gehalten werden. Gezüchtet wird die Rasse heute überwiegend wegen ihrer hervorragenden Fleischqualität.

Gelbvieh
aus Franken. Besonders auffällig sind die schwarzen Spitzen an den Hörnern. Das Rind war früher mal ein Verkaufsschlager, bis es durch die Veränderungen in der Landwirtschaft von Hochleistungskühen verdrängt wurde. Heutzutage wird es vor allem in der Milchproduktion eingesetzt.

Original Braunvieh
aus dem Allgäu. Die Milch eignet sich hervorragend für die Herstellung von Käse. In Ländern wie Brasilien und Kanada ist die Rasse noch bekannter, in seiner Heimar ist es fast in Vergessenheit geraten.

Murnau-Werdenfelser Rind
aus dem Alpen- und Voralpengebiet. Das Rind ist sehr widerstandsfähig und an raues Klima gewöhnt. Es ist die einzige deutsche Rinderrasse, die an Moore und Sümpfe gut angepasst ist. Aber auch in steilem Gelände kann sie leben.
In früher Zeit wurden Rinder oft dreifach genutzt: Für Fleisch, Milch und als Arbeitstier. Im letzten Jahrhundert wurden sie dann als Arbeitstiere von Maschinen abgelöst. Außerdem wurden neue Rassen gezüchtet, die entweder nur noch Fleisch oder nur noch Milch produzieren und das in möglichst großer Menge. Im Vergleich zu modernen Milchkühen geben alte Rassen z. B. weniger Milch. Doch die auf Hochleistung getrimmten Rassen sind oft krankheitsanfälliger und für ein Leben im Stall gezüchtet.
Wie Rinder, Schafe und Co. die Weide lebendig halten
Wenn Pflanzenfresser wie Kühe, Schafe, Ziegen oder Pferde auf Weiden grasen, entsteht dabei ein bunter Mix aus kleinen Lebensräumen. Durch ihre Zähne, Hufe und das Umherlaufen sorgen sie dafür, dass manche Pflanzen kurzgehalten werden, andere aber in Ruhe wachsen können. So entsteht eine abwechslungsreiche Landschaft – und das ist gut für viele verschiedene Tiere und Pflanzen.

Mosaik aus Lebensräumen
Die Weide wird unterschiedlich genutzt: Rund um Wasserstellen oder Bäume mit Schatten laufen die Tiere besonders oft herum. Schwierige Stellen, wie steile Hänge oder nasse Ecken meiden sie oft.

Wählerisch
Die Tiere suchen sich ganz gezielt ihre Lieblingspflanzen aus und fressen zuerst die jungen, saftigen und schmackhaften. So entstehen verschiedene Bereiche: kahle Stellen, dichter Bewuchs, hohe Pflanzen. Das bietet vielen Tier- und Pflanzenarten den richtigen Platz zum Leben.

Verbreitung von Pflanzensamen
Wenn die Tiere über die Weide laufen, bleibt nicht nur das Gras kurz – ihre Körper spielen auch bei der Verbreitung von Pflanzensamen eine wichtige Rolle. Samen bleiben im Fell hängen oder werden mit dem Kot weitergetragen.

Kuhfladen
Der Dung der Weidetiere ist ein echtes Paradies für viele Lebewesen: Fliegen, Käfer, Vögel und sogar Fledermäuse finden dort Nahrung.

Artgerechte Haltung
Für Rinder, Schafe, Ziegen & Co. ist das Leben draußen genau richtig – sie leben artgerecht, haben Bewegung, frische Luft und fressen ihr natürliches Futter – Gras!
Wie funktioniert eigentlich die Produktion von Milch?
Das kannst du in unserer Slowpedia nachlesen:
Was du tun kannst

Kaufe Produkte aus Weidehaltung!
Wenn du Produkte aus (möglichst ganzjähriger) Weidehaltung kaufst, punktest du dreifach. Du unterstützt eine artgerechte Tierhaltung und hilfst, den Boden gesund zu halten. Ein gesunder Boden kann CO2 speichern und so wirkst du auch dem Klimawandel entgegen.

Probiere Altbewährtes!
Wirf einen Blick auf die Passagiere der Arche des Geschmacks. Sind Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen und Zubereitungsarten aus deiner Region dabei, zu deren Rettung du durch deinen Einkauf beitragen kannst? slowfood.de/arche

Finde einen coolen Hofladen!
Vielleicht gibt es nachhaltige Produkte direkt aus deiner Region? Um einen Hofladen zu finden, kannst du auch das Internet nutzen. Viele Hofläden haben inzwischen einen Online-Shop.

Kaufe Bio-Produkte!
Bio-Rinder haben per Gesetz mehr Platz. Besonders empfehlenswert sind Produkte aus Bio-Verbänden wie Naturland, Bioland oder Demeter, denn dort gibt es noch strengere Vorschriften zu Weidehaltung und Fütterung der Tiere.

Eat more plants!
Zu viel Fleisch und Tierisches zu essen, führt zur Übernutzung vorhandener Ressourcen und schadet uns und dem Planeten. Achte auf Qualität statt Quantität. Iss weniger Fleisch, aber dafür von Tieren aus artgerechter Weidehaltung.

Essen ist politisch!
Gehe auf die Straße und beteilige dich an Petitionen und Aktionen, die eine nachhaltige Umwelt-, Landwirtschafts- und Ernährungspolitik einfordern.