Zugang zu Land

Wem gehört der Boden?

Boden ist knapp. Das klingt wie ein Widerspruch. Boden ist doch quasi überall? Einmal um die ganze Welt gespannt, wirkt er scheinbar unendlich.

In welcher Landschaft möchtest du gerne wohnen?

© meerfreiheit

Kaum etwas beeinflusst unsere Landschaft so stark, wie die Landwirtschaft, die ca. 50 Prozent der Fläche Deutschlands ausmacht.

Neben den natürlichen Gegebenheiten wie Flüsse, Seen oder Berge, entscheiden vor allem Landwirt*innen darüber, wie die Landschaft um uns herum aussieht. Das heißt, dass auch du mit der Art und Weise wie du dich ernährst und wo du einkaufst, mitentscheiden kannst, wie deine Umgebung sich entwickelt.

08 Wem gehört der Boden?

Ist Boden eigentlich ein Allgemeingut? Sollten wir Boden besitzen können? Wie haben unsere Vorfahren das geregelt? Wir sprechen über die Probleme, die es mit sich bringt, wenn Land in immer weniger Händen liegt und regen zum Nachdenken an.

Wie viel kostet Boden?

Die durchschnittliche Betriebsgröße eines landwirtschaftlichen Betriebs in Deutschland sind 63 ha. Aus historischen Gründen sind die Betriebe in Ostdeutschland durchschnittlich deutlich größer als im Westen.

  • Westdeutschland 47 ha
  • Ostdeutschland 221 ha
Quelle: Statistisches Bundesamt © BLE

Die Kaufpreise für einen Hektar Ackerboden sind je nach Landkreis sehr unterschiedlich. Dabei kommt es z. B. darauf an, wie fruchtbar der Boden in der jeweiligen Region ist.

  • Elbe-Elster (BB) 6.000 €
  • Burgenlandkreis (ST) 21.000 €
  • Nordfriesland (SH) 30.000 €
  • Emsland (NI) 95.000 €
  • Erding (Bayern) 162.000 €
Preis pro Hektar Ackerland

(Quelle: proplanta.de)

Vor allem im Osten Deutschlands gibt es Betriebe in der Hand von Investor*innen, die keine Landwirt*innen sind (sog. außerlandwirtschaftliche Investoren), die auch mal 3000 ha groß sind. Mit Blick auf die Kaufpreise oben im Diagramm, sind das Beträge in der Größenordnung von 60 Millionen Euro, die alleine für den Boden (in Deutschland) gezahlt werden.

Wie viel kostet ein Brot?

Wie viel von deinem Geld kommt eigentlich bei den Landwirt*innen an, wenn du ein Lebensmittel kaufst?

5 %
für ein Brot

Wenn du 3 Euro für ein Brot bezahlst, erhält ein*e Landwirt*in 15 Cent.

23 %
für Kartoffeln

Bei einem Preis von 1,50 Euro für ein Kilo Kartoffeln sind das 34 Cent, die bei den Landwirt*innen ankommen.

38 %
für Eier

Bei 1,99 Euro für eine Packung mit 10 Eiern entspricht das 76 Cent, die ein*e Landwirt*in bekommt.

 

Von diesen Einnahmen müssen die Angestellten, die Maschinen, ggf. das Saatgut oder das Futter für die Tiere und so weiter bezahlt werden.

 

Symbolisch gesagt:
Wenn ein Hektar Ackerland in Deutschland durschnittlich 25.000 Euro kostet, wie viel Brot muss man backen, um das zu bezahlen?

Ist das gerecht?

Mit Blick auf die Preise im oberen Diagramm wird schnell klar: Die Preise für Boden sind entkoppelt von dem, was sich landwirtschaftlich darauf erwirtschaften lässt. Gerade junge Menschen mit dem Traum von einem eigenen Betrieb haben praktisch kaum eine Chance, an bezahlbares Land zu kommen.

Quelle: Thünen-Institut © 2022 BLE; destatis

Boden ist knapp wie Mietwohnungen

Die meisten Landwirt*innen verdienen zu wenig Geld, um sich einen Landkauf leisten zu können. Eine Alternative ist, Ackerland zu pachten. Land zu pachten ist ungefähr so, wie in einer Mietwohnung zu wohnen. Es gibt einen Vertrag, in dem die Miete (die Pacht) und alles Weitere geregelt ist. Das Problem ist, dass die Pachtpreise genauso steigen wie die Mieten bei Wohnungen.

2020 mussten durchschnittlich 375 Euro Pacht pro Jahr für einen Hektar Ackerland bezahlt werden. Klingt machbar? Bei durchschnittlich 63 ha Betriebsgröße in Deutschland sind das 23.625 Euro Pacht.

Wenn viele Landwirt*innen sich einen Landkauf nicht mehr leisten können: Wem gehört der Boden dann?

Das weiß oft keiner. In undurchsichtigen Geschäften kaufen Supermarktketten, Versicherungsunternehmen und sogar Möbelhäuser riesige Flächen Ackerland. Warum?!

Der Grund ist, dass Boden heute eine der sichersten und stabilsten Geldanlagen darstellt. Er ist immer da, kann nicht geklaut werden und steigt ständig im Preis. Das Land wird in der Regel weiter landwirtschaftlich bewirtschaftet, jedoch auf Kosten der Umwelt und der Menschen.

09 Ackerland fairpachten

In dieser Folge sprechen wir mit Ralf Demmerle über den Bodenmarkt in Deutschland, über den Unterschied zwischen Pacht und Eigentum und über das Projekt Fairpachten.

Immer weniger Leute bekommen immer mehr Geld

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich seit 2000 halbiert. Aber die durchschnittliche Fläche pro Betrieb steigt immer weiter.

Im Kern heißt das: Die großen Betriebe werden immer größer, die kleinen, oft Familienbetriebe, sterben aus.

Wer den Boden bewirtschaftet, entscheidet auch darüber, ob auf seinem Land die Biodiversität, der Boden und das Klima geschützt werden.

Aber auch wie es den Tieren geht und wie die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Angestellten sind.

Investoren haben in der Regel keinen Bezug zur Region und den Menschen, die dort leben. Sie wollen ordentlich verdienen.

Dadurch kommt es oft zu einer Intensivierung auf den Flächen, um möglichst viel Ertrag zu erwirtschaften.

Umweltschonende Landwirtschaft spielt keine Rolle und alles, was großen Maschinen im Weg steht, muss weg.

Das hat Auswirkungen. Andere entscheiden, wie die Landschaft um dich herum aussieht, und diese Menschen leben oft gar nicht selbst in dieser Landschaft.

Engagement zahlt sich aus!

Du kannst etwas verändern. So wie diese Menschen, die wir in den folgenden Audiobeiträgen vorstellen.

10 Traumberuf Landwirt*in

Die beiden Student*innen Hannah und Vincent berichten wie schwer es für junge Menschen ist, an Land zu kommen, was jede*r dagegen tun kann und warum es trotz aller Hindernisse toll ist, Bäuer*in zu sein.

11 Tiny Farms – Die große Bewegung der kleinen Betriebe

In dieser Folge sprechen wir mit Jacob Fels, dem Gründer und Geschäftsführer von Tiny Farms. Mit einem Netzwerk aus digital verbundenen Mikrofarmen und dem „Tiny-Farms-Trick“ schafft es das Unternehmen Zugang zu Ackerland zu finden, Biogemüse zu produzieren und regional zu vermarkten.

Um Lösungen zu finden, wie Boden in Deutschland gerechter zugänglich gemacht werden kann, lohnt sich auch ein Blick in unser Nachbarland.

Ein sehr innovatives Konzept gibt es in Frankreich:

In Frankreich greifen die safer-Gesellschaften im Auftrag der Regierung in den Bodenmarkt ein.

Wenn Boden in Frankreich zum Verkauf steht, begutachten sie ihn und legen einen fairen Verkaufspreis fest.

Anschließend vergeben sie das Land an die Bewerber*in mit dem besten Konzept – nicht an die Person mit dem meisten Geld!

Dadurch kommen auch junge Landwirt*innen an Ackerland. Es gibt viele regionale Produkte zu kaufen und eine reichhaltige Gastronomie, in der sich Vielfalt reichhaltig widerspiegelt.

Weiterer positiver Effekt ist eine reich strukturierte Kulturlandschaft, in der Menschen gerne Urlaub machen (und wohnen).

Kurz und knapp: Was du tun kannst

Essen ist politisch!

Gehe auf die Straße und beteilige dich an Petitionen und Aktionen, die eine nachhaltige Umwelt-, Landwirtschafts- und Ernährungspolitik einfordern.

Engagiere dich!

Tritt Organisationen bei, die für ein faires Lebensmittelsystem und den Erhalt der biologischen Vielfalt kämpfen. Das macht Spaß und du lernst coole Leute kennen.

Tu Gutes und rede darüber!

Berichte deinen Freund*innen, Mitschüler*innen und Bekannten, wie du mit deiner Ernährung etwas für den Schutz der Biodiversität tust! Mit Sicherheit inspirierst du sie.

Unterstütze eine SoLaWi!

Solidarische Landwirtschaften (SoLaWis) sind ein Gegenentwurf  zu den unfairen Machenschaften der großen Agrarunternehmen. Sie produzieren marktunabhängige, verantwortungsvolle Lebensmittel.

Stelle Fragen!

Wenn du in Cafés und Restaurants bist, frage nach, wo die Zutaten herkommen. Wenn sich immer mehr Menschen dafür interessieren, steigt die Notwendigkeit für Gastronom*innen, sich Gedanken zu machen und Antworten geben zu können.

Rezept

Mach es Dir noch etwas gemütlicher bevor du dir unseren Podcast anhörst – mit diesen leckeren Beanyballs!

Beanyballs – Energyballs aus Beans

Rezept von Michaela Wendel

Michaela Wendel ist Mitglied der Slow Food Chef Alliance. Sie hat eine eigene Kochschule: Meas Cucina, in der sie Kochevents, Tastings, DIY-Workshops und vieles mehr anbietet. Das Rezept hat sie extra für euch kreiert. Viel Spaß!

Zutaten Raffabeanas

für ca. 10 Kugeln

  • 125 g weiße Bohnen aus dem Glas (Abtropfgewicht)
  • Bio-Zucker
  • 1/2 EL frischer Zitronenabrieb
  • 6 TL Kokosflocken

Zutaten Blackbeanas

für ca. 10 Kugeln

  • 125 g weiße Bohnen aus dem Glas (Abtropfgewicht)
  • Bio-Zucker
  • 1 TL Kakao
  • 1/2 TL Zimt oder Lebkuchengewürz
  • 5 TL gehackte Walnüsse

Bohnenpüree

250 g Bohnen waschen, gut abtropfen lassen und sehr fein mit dem Pürierstab pürieren (wenn noch Schalen sichtbar sind, durch ein Sieb streichen). Gründlich mit 4 TL Zucker vermengen. Abschmecken ob es süss genug ist, sonst noch etwas Zucker zufügen.

Menge teilen.

Raffabeanas

Biozitrone waschen, trockentupfen und mit einer Reibe ca. ½ Tl Schalen abreiben. 125 g Bohnenpüree und Zitronenabrieb mit 3 TL Kokosflocken vermischen. Kugeln mit den Händen formen und in den restlichen Kokosflocken wälzen.

Blackbeanas

125 g Bohnenpüree mit 1 TL Zucker, 1 TL Kakao, 1/2 TL Zimt oder Lebkuchengewürz und 2 TL gehackten Walnüssen mit einem Löffel vermischen.

Kugeln formen und in den restlichen Nüssen wälzen.

Weitere Varianten

Ihr könnt eure Balls auch mit gehackten oder gemahlenen Mandeln, Pistazien, Rosinen, feinen Haferflocken, Getrockneten Aprikosenstückchen, gepufftem Amaranth und allem was euch einfällt verfeinern oder darin wälzen.

 

Weitere Varianten

Zum Süßen könnt ihr auch Reissirup, Ahornsirup oder gehackte Datteln nehmen. Dabei werden die Balls etwas klebriger.

Probiert aus was euch schmeckt!

Bohnen kochen

Für eine grössere Menge könnt ihr die Bohnen auch selber kochen:

Über Nacht die Bohnen gut einweichen und quellen lassen. Abgießen, nochmal abspülen und mit frischem Wasser in einem Topf gut bedeckt (2 Finger breit) geben . Bei mittlerer Hitze die Bohnen in ca. 45-60 min weich kochen lassen. Auskühlen lassen und dann pürieren.

Zero Waste Tipp

Das Bohnenwasser aus dem Glas/Dose nicht wegwerfen!

Das könnt ihr mit einem Mixgerät aufschlagen und wie Eiweiß/Eischnee verwenden. z.B. für Baisers, Mousse au chocolate…

 

www.slowfood.de/ca

Quiz

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