Bedrohte Ostsee

Der Ostsee geht die Puste aus!


Sogenannte „Todeszonen“, in denen es kaum noch Leben gibt, breiten sich bedrohlich aus. Was hat die Tierhaltung an Land mit dem schwindenden Leben in der Ostsee zu tun? Welchen Einfluss hat der Klimawandel? Die Antwort findest du hier.

Wie entstehen Todeszonen?

Das Problem beginnt an Land: Mit der intensiven Landwirtschaft.

Auf den Äckern werden Dünger und Gülle ausgebracht. Dabei handelt es sich vor allem um die Stoffe Stickstoff und Phosphor.

Es wird leider viel zu viel gedüngt. So viel, dass die Pflanzen einen Teil des Stickstoffs und Phosphors gar nicht aufnehmen können.

Über die Bäche und Flüsse wird der überschüssige Dünger ins Meer gespült. Dort macht er seinen Job: Er dünkt – die Algen in der Ostsee.

Die Algen vermehren sich massenhaft. Irgendwann sterben sie ab und sinken auf den Meeresboden. Dort sind sie Futter für Bakterien.

Weil es durch den Dünger viel mehr Algen gibt als natürlicherweise vorkommen würden, vermehren sich auch die Bakterien stark.

Während sie die Algen zersetzen verbrauchen sie große Mengen Sauerstoff.  Solange bis kein Sauerstoff mehr im Wasser übrig ist.

Ohne Sauerstoff können Fische und Co. nicht leben. Wer mobil ist, flieht. Wer an seinen Standort gebunden ist (wie Pflanzen oder Muscheln), hat keine Chance.

So entstehen große Zonen ohne Leben in der Ostsee. Das ist nicht nur aus Sicht der biologischen Vielfalt fatal, sonder auch für die Ostsee-Fischer*innen.


Todeszonen gibt es vor allem entlang der Küste. Kein Wunder, denn hier münden die Flüsse, die das stickstoffbelastete Wasser ins Meer transportieren. Übrigens breiten sich Todeszonen auf der ganzen Welt aus. Dort, wo sich Tiermastanlagen und intensiv genutzte Äcker befinden. Bei der Ostsee ist es besonders extrem, weil sie so abgeschottet ist.

Lebenswichtige Nordsee

Um durch die Flüsse nicht zu „verwässern“, ist die Ostsee auf lebenswichtige Salzwasser-Infusionen aus der Nordsee angewiesen. Stellt man sich die Ostsee als Badewanne vor, dann ist die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden der Wasserhahn. Alle paar Jahre kommt über diesen Weg sauerstoffreiches Salzwasser aus der Nordsee in die Ostsee geströmt. Doch dafür braucht es bestimmte Wetterverhältnisse, die immer seltener werden. Der Klimawandel dreht den Wasserhahn zu, sodass es teilweise 10 Jahre dauert, bis die Ostsee frisches, sauerstoffreiches Wasser bekommt.

Außerdem wird das Meerwasser durch den Klimawandel wärmer. Warmes Wasser nimmt weniger Sauerstoff auf als kaltes Wasser. Die Luftnot der Ostsee wird also durch die globale Erwärmung noch verstärkt.

Die Verursacher der Todeszonen sind auch Mitverursacher des Klimawandels. Intensive Landwirtschaft und Tiermastanlagen heizen die Erderwärmung u. a. durch Regenwaldabholzung zum Anbau von Futtermitteln wie Soja und falscher Bodenbearbeitung an.

Fische in Gefahr

Dorsch

Auch Kabeljau gennant. Vor Kanada soll es einst so viele Dorsche gegeben haben, dass man laut Legende auf ihren Rücken über das Wasser laufen konnte. In der Ostsee steht es schlecht um den Dorsch. Seine Eier gehen an Sauerstoffarmut zugrunde. Auch Heringe und Kleintiere, ihre typische Nahrung, sind durch den fehlenden Sauerstoff dezimiert.

Zukunft ungewiss

Der Klimawandel und das fehlende salzreiche Wasser aus der Nordsee tun ihr übriges. Das hat dazu geführt, dass es seit ein paar Jahren Fangverbote für den Dorsch gibt. Ob er dadurch gerettet werden kann, ist nicht sicher.

Hering

Auch bekannt als Matjes. Einst war der Hering eine der wichtigsten Handelswaren Europas. Die Schwärme sollen so groß gewesen sein, dass man die Fische mit Schaufeln aus dem Wasser heben konnte! Zur Laichzeit reflektierten die Heringsschwärme das Mondlicht, so dass das Meer weithin sichtbar leuchtete.

Überfischung, Überdüngung und Klimawandel

Doch durch Überfischung ist der Bestand in den tiefroten Bereich gerutscht. Auch der Klimawandel setzt den Heringen zu. Das wärmere Wasser stresst die Tiere und der Zuwachs an Algen durch die Überdügung beinträchtigen die Fortpflanzung.

Rettung in Sicht?

Mit dem Ziel einer nachhaltig genutzten, gesunden Ostsee wurde 2007 der „Baltic Sea Action Plan“ beschlossen. Darin sind rund 200 Maßnahmen enthalten, die die Ostseestaaten umsetzen wollen. Trotzdem geht es beim Schutz der Ostsee nur schleppend voran. Zum Beispiel hat die EU 2018 Deutschland verklagt, weil zu wenig gegen die Stickstoffbelastung getan wird. Zum Glück gibt es Menschen, die aus eigener Kraft etwas an der Situation der Ostsee ändern.

Was du tun kannst

Wenn du den Artenreichtum der Ostsee erhalten möchtest, starte an Land. Deine Ernährung hat einen Einfluss auf die Ostsee:

Achte auf Tierhaltungsstandars!

Die Massentierhaltung ist einer der größten Auslöser von Todeszonen weltweit. Bei der Kaufentscheidung können bestimmte Siegel auf Fleischprodukten helfen.

Gehe dem Ursprung deines Essens auf den Grund!

und lerne die Menschen kennen, die es erzeugen, verarbeiten und/oder zubereiten. So erfährst du, wie die Lebensmittel angebaut und die Tiere gehalten werden.

Eat more plants!

Zu viel Fleisch und Tierisches zu essen, führt zur Übernutzung vorhandener Ressourcen und schadet uns und dem Planeten. Eine Ernährung, die den Klimawandel stoppt, hilft auch der Ostsee.

Kaufe Bio-Produkte!

In der Bio-Landwirtschaft sind Pestizide und chemisch-synthetischer Dünger verboten. Mit dem Kauf von Bio-Produkten schützt du deshalb auch unsere heimischen Gewässer.

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