Bedrohte Ostsee

Der Ostsee geht die Puste aus!


Sogenannte „Todeszonen“, in denen es kaum noch Leben gibt, breiten sich bedrohlich aus. Was hat die Tierhaltung an Land mit dem schwindenden Leben in der Ostsee zu tun? Welchen Einfluss hat der Klimawandel? Die Antwort findest du hier.

Wie entstehen Todeszonen?

09 Ist die Ostsee noch zu retten?

Was hat es mit den sog. Todeszonen auf sich, die die Ostsee bedrohen? Wusstest du, dass dein Verhalten die Ostsee beeinflussen kann? Gemeinsam mit Dr. Tanja Busee und Prof. Dr. Christian Möllmann tauchen wir in das spannende Thema ein und sprechen über die Ursachen, die Auswirkungen und mögliche Lösungen. Nicht verpassen!

Das Problem beginnt an Land: Mit der intensiven Landwirtschaft.

Auf den Äckern werden Dünger und Gülle ausgebracht. Dabei handelt es sich vor allem um die Stoffe Stickstoff und Phosphor.

Es wird leider viel zu viel gedüngt. So viel, dass die Pflanzen einen Teil des Stickstoffs und Phosphors gar nicht aufnehmen können.

Über die Bäche und Flüsse wird der überschüssige Dünger ins Meer gespült. Dort macht er seinen Job: Er dünkt – die Algen in der Ostsee.

Die Algen vermehren sich massenhaft. Irgendwann sterben sie ab und sinken auf den Meeresboden. Dort sind sie Futter für Bakterien.

Weil es durch den Dünger viel mehr Algen gibt als natürlicherweise vorkommen würden, vermehren sich auch die Bakterien stark.

Während sie die Algen zersetzen verbrauchen sie große Mengen Sauerstoff.  Solange bis kein Sauerstoff mehr im Wasser übrig ist.

Ohne Sauerstoff können Fische und Co. nicht leben. Wer mobil ist, flieht. Wer an seinen Standort gebunden ist (wie Pflanzen oder Muscheln), hat keine Chance.

So entstehen große Zonen ohne Leben in der Ostsee. Das ist nicht nur aus Sicht der biologischen Vielfalt fatal, sonder auch für die Ostsee-Fischer*innen.


Todeszonen gibt es vor allem entlang der Küste. Kein Wunder, denn hier münden die Flüsse, die das stickstoffbelastete Wasser ins Meer transportieren. Übrigens breiten sich Todeszonen auf der ganzen Welt aus. Dort, wo sich Tiermastanlagen und intensiv genutzte Äcker befinden. Bei der Ostsee ist es besonders extrem, weil sie so abgeschottet ist.

Experiment

Die Ostsee ist wie ein riesiger See, von fast allen Seiten aus von Land umgeben. Über viele Flüsse strömt von überall Süßwasser in die Ostsee. Du kannst selbst ausprobieren, was das in der Praxis bedeutet.

Was passiert, wenn Süßwasser auf Salzwasser trifft?

Du brauchst:

  • ein durchsichtiges Gefäß mit glattem, geraden Rand (z. B. ein großes Wasserglas)
  • ein durchsichtiges Gefäß zum Schütten (z. B. ein Messbecher oder Krug)
  • Lebensmittelfarbe
  • Meersalz
  • Leitungswasser

Vorbereitung

  1. Fülle einen Messbecher o. ä. mit Leitungswasser. Färbe das Wasser mit einer kräftigen Farbe (z. B. Rot) ein.
  2. Beschrifte das Gefäß mit „Süßwasser“.
  3. Fülle Leitungswasser in ein Wasserglas und gib das Meersalz und eine andere Farbe (z. B. Gelb) hinzu. Faustregel: 8 TL Meersalz auf 300 ml Wasser.
  4. Rühre kräftig um. Wichtig: Das Meersalz muss sich vollständig auflösen. Es darf sich nicht auf dem Boden absetzen.
  5. Beschrifte das Glas mit „Salzwasser“.

Durchführung

Gieße das Süßwasser vorsichtig ins Salzwasser. so wie die Flüsse gemächlich ins Meer fließen. Halte das Glas dazu leicht schräg.

Erklärung

  • Über die Flüsse strömt Süßwasser in die Ostsee. Das Süßwasser legt sich wie ein Deckel auf das Salzwasser. Die Schichten vermischen sich nicht.
  • So verhindert, das Süßwasser, dass Sauerstoff aus der Luft in die tieferen Schichten gelangt und der Sauerstoffmangel in der Ostsee wird verstärkt.

Lebenswichtige Nordsee

Um neues, sauerstoffreiches Wasser zu bekommen, ist die Ostsee auf lebenswichtige Salzwasser-Infusionen aus der Nordsee angewiesen. Stellt man sich die Ostsee als Badewanne vor, dann ist die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden der Wasserhahn. Alle paar Jahre kommt über diesen Weg sauerstoffreiches Salzwasser aus der Nordsee in die Ostsee geströmt. Doch dafür braucht es bestimmte Wetterverhältnisse, die immer seltener werden. Der Klimawandel dreht den Wasserhahn zu, sodass es teilweise 10 Jahre dauert, bis die Ostsee frisches, sauerstoffreiches Wasser bekommt.

Außerdem wird das Meerwasser durch den Klimawandel wärmer. Warmes Wasser nimmt weniger Sauerstoff auf als kaltes Wasser. Die Luftnot der Ostsee wird also durch die globale Erwärmung noch verstärkt.

Die Verursacher der Todeszonen sind auch Mitverursacher des Klimawandels. Intensive Landwirtschaft und Tiermastanlagen heizen die Erderwärmung u. a. durch Regenwaldabholzung zum Anbau von Futtermitteln wie Soja und falscher Bodenbearbeitung an.

Fische in Gefahr

Bedrohte Ostsee – Wenn Wasser die Luft ausgeht

Der Ostsee geht der Sauerstoff aus. Sogenannte „Todeszonen“, in denen kein Leben mehr existiert breiten sich aus. Was bedeutet das für die Fischer*innen? Wir haben Sea Ranger und Fischer Gustav Martitz zu dem Thema interviewt. Welche Auswirkungen hat der fehlende Sauerstoff auf die Fische? Was ist ein Sea Ranger? Warum ist es trotz aller Herausforderungen cool Fischer*in zu sein?

Dorsch

Auch Kabeljau gennant. Vor Kanada soll es einst so viele Dorsche gegeben haben, dass man laut Legende auf ihren Rücken über das Wasser laufen konnte. In der Ostsee steht es schlecht um den Dorsch. Seine Eier gehen an Sauerstoffarmut zugrunde. Auch Heringe und Kleintiere, ihre typische Nahrung, sind durch den fehlenden Sauerstoff dezimiert.

Zukunft ungewiss

Der Klimawandel und das fehlende salzreiche Wasser aus der Nordsee tun ihr übriges. Das hat dazu geführt, dass es seit ein paar Jahren Fangverbote für den Dorsch gibt. Ob er dadurch gerettet werden kann, ist nicht sicher.

Hering

Auch bekannt als Matjes. Einst war der Hering eine der wichtigsten Handelswaren Europas. Die Schwärme sollen so groß gewesen sein, dass man die Fische mit Schaufeln aus dem Wasser heben konnte! Zur Laichzeit reflektierten die Heringsschwärme das Mondlicht, so dass das Meer weithin sichtbar leuchtete.

Überfischung, Überdüngung und Klimawandel

Doch durch Überfischung ist der Bestand in den tiefroten Bereich gerutscht. Auch der Klimawandel setzt den Heringen zu. Das wärmere Wasser stresst die Tiere und der Zuwachs an Algen durch die Überdügung beinträchtigen die Fortpflanzung.

Rettung in Sicht?

Mit dem Ziel einer nachhaltig genutzten, gesunden Ostsee wurde 2007 der „Baltic Sea Action Plan“ beschlossen. Darin sind rund 200 Maßnahmen enthalten, die die Ostseestaaten umsetzen wollen. Trotzdem geht es beim Schutz der Ostsee nur schleppend voran. Zum Beispiel hat die EU 2018 Deutschland verklagt, weil zu wenig gegen die Stickstoffbelastung getan wird. Zum Glück gibt es Menschen, die aus eigener Kraft etwas an der Situation der Ostsee ändern.

10 Landwirtschaft für eine lebendige Ostsee

Wie kann eine ostseefreundliche Landwirtschaft aussehen? In dieser Folge erfährst du wie Dirk Hopmann es geschafft hat, seinen Betrieb von 7000 im Stall lebenden Schweinen zu einer nachhaltigen Bio-Landwirtschaft umzustellen. Was hat ihn dazu motiviert und wie verändert sich dadurch die Düngung?

Was du tun kannst

Wenn du den Artenreichtum der Ostsee erhalten möchtest, starte an Land. Deine Ernährung hat einen Einfluss auf die Ostsee:

Achte auf Tierhaltungsstandars!

Die Massentierhaltung ist einer der größten Auslöser von Todeszonen weltweit. Bei der Kaufentscheidung können bestimmte Siegel auf Fleischprodukten helfen.

Gehe dem Ursprung deines Essens auf den Grund!

und lerne die Menschen kennen, die es erzeugen, verarbeiten und/oder zubereiten. So erfährst du, wie die Lebensmittel angebaut und die Tiere gehalten werden.

Eat more plants!

Zu viel Fleisch und Tierisches zu essen, führt zur Übernutzung vorhandener Ressourcen und schadet uns und dem Planeten. Eine Ernährung, die den Klimawandel stoppt, hilft auch der Ostsee.

Kaufe Bio-Produkte!

In der Bio-Landwirtschaft sind Pestizide und chemisch-synthetischer Dünger verboten. Mit dem Kauf von Bio-Produkten schützt du deshalb auch unsere heimischen Gewässer.

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